Es ist schwierig, den Schalter plötzlich umlegen zu können

DIE SÜDOSTSCHWEIZ, 8. JANUAR 2019 – PATRICK KUONI

Trainer Daniel Darms bezieht Stellung über den nicht optimal verlaufenen Champions Cup von Piranha Chur. Und er äussert sich auch zu den künftigen Herausforderungen des Schweizer Frauen-Unihockeys.

Piranha Chur zeigte am Champions Cup, beim Stelldichein der vier besten Unihockey-Landesmeister der Frauen, mehrheitlich gute Leistungen. Trotzdem gingen die Churerinnen zweimal als Verliererinnen vom Feld. Woran das lag und was sich ändern müsste, damit Schweizer Frauen-Teams international eine bessere Chance hätten, erklärt Piranha-Cheftrainer Daniel Darms im Interview.

Der Champions Cup ging für Piranha Chur mit zwei Niederlagen zu Ende. Ihr Fazit?

DANIEL DARMS: Wir sind mit gewissen Erwartungen nach Schweden gereist. Im Moment ist die Enttäuschung da. Es braucht ein wenig Abstand, um das Ganze sauber zu analysieren. Diese Spiele haben gezeigt, dass international ein anderer Rhythmus gefragt ist als national.

War dieser Rhythmuswechsel auch der Grund für das deutliche Verdikt im Startdrittel gegen den schwedischen Meister IKSU?

Dieser höhere Rhythmus ist nur sehr schwer zu simulieren. Dementsprechend brauchten wir Zeit, uns diesem Niveau anzupassen. Da spielt sich auch vieles im Kopf ab. Du musst plötzlich viel schneller auf eine Situation reagieren. Eine halbe Sekunde später reicht nicht mehr. Plötzlich umschalten zu können, ist sehr schwierig. Das müsste man über längere Zeit fördern und trainieren. Sobald wir uns im Halbfinal daran gewöhnt hatten, haben wir aber einen guten Job gemacht und konnten IKSU auch etwas ärgern. Nach der klaren Führung haben sie allerdings auch etwas Tempo rausgenommen.

Würde es Ihrer Meinung nach bezüglich Rhythmus etwas bringen, regelmässig Testspiele gegen eine U18- oder U21-Equipe der Männer auszutragen?

Gegen eine U18 treten wir ab und zu an. Aber es ist schwierig, diese Spiele neben dem normalen Trainingsbetrieb regelmässig auszutragen. Der Haken bei solchen Testspielen ist auch, dass sich die Spiele zwar vom Tempo her so simulieren lassen. Im physischen Bereich sind die Spiele gegen die Herren aber ganz anders.

In der zweiten Partie gegen das finnische Team SB-Pro war Piranha zwei Drittel lang das bessere Team. Am Ende ging die Equipe trotzdem mit 3:5 als Verlierer vom Platz. Weshalb?

In diesem Spiel machten kleine Dinge den Unterschied. Wie beispielsweise die Effizienz. Die Finninnen waren kaltblütiger. Dies aber wohl auch, weil wir es uns nicht mehr gewohnt sind, dass die Effizienz spielentscheidend sein kann. Das ist bei uns in der heimischen Meisterschaft weniger der Fall. Dann ist es schwierig, den Schalter plötzlich umlegen zu können.

Gibt es etwas, was Sie als Trainer rückblickend anders machen würden?

In der Vorbereitung machten wir alles richtig. Es spielen dermassen viele Faktoren eine Rolle. Tagesform, wie startest du in ein Spiel, Spielverlauf und so weiter. Es ist schwierig, international bestehen zu können. Man fragt sich aber natürlich schon: Wieso geht es nicht? Vielleicht braucht es im Nachwuchsbereich andere Strukturen, um die Jungen früher auf ein höheres Niveau zu bringen. Aber die Frage ist dann halt auch immer: Hast du diese Ressourcen?

Was sehen Sie für Lösungsansätze?

Eine Lösung wäre, die Frauen länger mit den Männern trainieren zu lassen. Aber das Problem ist, dass bei den Frauen die Breite und entsprechende Konkurrenz fehlt, die bei den Männern gegeben ist. Es gibt aber beispielsweise die U17-Frauen, die mit der U14-Stufe der Knaben in der Meisterschaft spielen. Dort funktioniert das Ganze recht gut. Das zweite Problem sind die U19-Nationalspielerinnen, die es nicht ins A-Nationalteam schaffen. Es fehlt ein Gefäss dazwischen. Bei den Männern gibt es die U23. Bei den Frauen fehlt es in der Breite, um diese U23 zu schaffen.

Wo soll das Frauen-Unihockey in fünf Jahren stehen?

Auf unseren Verein bezogen wäre mein Wunsch, eine grössere Breite und bessere Voraussetzungen zu schaffen, um so das Frauen-Unihockey zu fördern. Mit dem Gefäss der Piranha Acadamy Regio haben wir einen ersten Schritt gemacht. Dort gibt es beispielsweise für Spielerinnen, die den Sprung in die U21A nicht direkt schaffen, die Möglichkeit, vorübergehend bei Ems in der U21B Erfahrungen zu sammeln. Ausserdem müsste noch mehr in den Nachwuchs investiert werden, um professioneller zu werden. Auf die Region Graubünden bezogen, schaue ich als Beispiel nach Bern, wo es Leistungszentren gibt, die dabei helfen, Unihockey sowie Job/Schule unter einen Hut zu kriegen.